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Dr. Ulrich Krempel

Gastprofessor an der Sorbonne in Paris

Ulrich Krempel ist Honorarprofessor an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und Gastprofessor an der Sorbonne in Paris.

Prof. Dr. Ulrich Krempel

Bis heute, so scheint es bei genauerem Hinsehen, ist der wesentliche Antrieb der künstIerischen Arbeit ihsan ECE‘s der Wunsch, sich mitzuteilen und Erlebnisse, Reflektionen und Visionen in eine geschlossene Form zu bringen.
Die Suche nach der nötigen und richtigen Form ist ein langwieriger Prozess; in Stuten ist er über die Zeit nachzuvollziehen, einzelne Werkgruppen lassen solche Etappen erkennen. Durchgehend ist die Thematik ECE’s auf den ersten Blick klar: es geht um die Situation der ausländischen Menschen in unserem Land, um die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit im eigenen Heimatland.
Wollte man aber ECE auf einen kunstlerischen Speziaiisten für die Gastarbeiterfrage reduzieren, wurde man zu kurz greifen. So leicht sollten wir es uns aber nicht machen, wir sollten vielmehr auch hinter die Themen und Motive schnauen. Die vom Islam geprägte Kultur, aus der der Künstler stammt, bietet keine Traditionen an für die Künstler, denen es um ein Bild der Wirklichkeit geht. in der Harmonie des Ornaments scheinen in der traditionellen Türkei künstlerische Arbeit und Tradition ebenso wie die Wertvorstellung vom Mennschen autgehoben. Wer sich abbildhaft als Künstler der Wirklichkeit zuwendet, verlässt schon ein Stuck weit die Geborgenheit der eigenen Situation. Und aus dem Land gerissen, in der Emigration lebend, wird die Kluft zwischen Modenisation und Tradition, zwischen Abendland und Morgenland, noch heftiger spurbar. Das schärft den Biick für die allgemeinen, die generellen Probleme, ais deren Teilhaber sich der Künstler in seiner mehrfachen Isolation versteht.
ECE hat aut diese Situation unterschiediich reagiert. Die Figuren in seinen Bildern haben – zunächst – die besondere Spezifik des türkiscnen Arbeiters in der Bundesrepublik. Die unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten des Künstlers erreichen dabei von der ironisch-bösartigen Skulptur (wie bei ,,Ahmet in Deutschland“, 1977) über die sozialkritisch-veristischen Gemälde der Gastarbeiter-Serie bis zu den Radierungen der letzten Jahre. Der Künstler probiert verschiedene Wege aut ihre Gangbarkeit, er
treibt nicht nur Sozialreportage.

Welches Vertrauen auf die Kraft der Bildern!  Mit dem Beschreiben, mit dem Formulieren ergreift ECE die Wirklichkeit. Realität und ihre Benennung lassen einander nicht los. ECE’s Bi|dsprache ist nicht einfacher geworden in der Zeit der Arbeit, ihr direkte Ablesbarkeit weicht allgemeingültigeren Formulierungen. Wie Reminiszenzen an etwas Verlorenes tauchen die kostbaren Mluster türkischer Teppiche in seinen neuen Arbeiten aut, Figuren rahmend, die weniger eindeutig erscheinen als in den veristischen Arbeiten der siebziger Jahre. Einiges verselbstständigt sich, so die raumschaffenden Spiraien, die einzelne Figuren umfangen. Mehr denn je sind diese Figuren an malerischen Problemen orientiert, wird die Auseinandersetzung mit dem
Material versucht. Doch bleibt dabei die Form des eigenen Sehens im Mittelpunkt.

ECE, der kritische Realist, bleibt dem eigenen Anliegen verbunden, auch wenn er weiter voran schreitet.


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